Bei der diesjährigen Consumer Electronics Show (CES) sorgten vor allem die selbstfahrenden Autos für Aufsehen. Doch nicht nur Fahrzeuge werden Teil einer zunehmend vernetzten Welt. Auch Küchen- und Haushaltsgeräte gehören künftig zum Internet der Dinge. Und lassen sich damit ansteuern und überwachen. Das wiederum beflügelt die Entwickler von mobilen Geräten und entsprechenden Apps. Und so gab es in Las Vegas auch jede Menge neue Smartwatches, andere Wearables und natürlich Smartphone-Modelle zu sehen.
Eigentlich ist es ja eine Messe für Unterhaltungselektronik. Dennoch waren es Vierräder, die bei der diesjährigen CES in Las Vegas die mediale Aufmerksamkeit auf sich zogen. Insgesamt hatten zehn Autobauer Stellfläche in Las Vegas angemietet. Vor allem Daimler und Audi machten mit ihren selbstfahrenden Vehikeln Furore.
Autos und Elektronik – das passt schon seit einiger Zeit gut zusammen. Und das liegt nicht nur an der ausgefeilten Unterhaltungselektronik an Bord. Immer mehr Sensoren überwachen zudem wichtige Betriebsgrößen, die sie – dank Vernetzung – auch direkt übermitteln können. Es ist längst klar, dass das Auto der Zukunft auch Bestandteil des Internets der Dinge sein wird. Letztlich ist das sogar schon Gegenwart, und dabei spielt nicht zuletzt auch der Mobilfunk eine Rolle. Telefónica etwa bietet mit „O2 Car Connection“ bereits ein Produktpaket mit Hardware und Smartphone-App. Größen wie etwa die Batteriespannung oder auch Fehlermeldungen werden damit direkt auf das Smartphone des Fahrers gemeldet.
Trotz der bewundernden Blicke auf die Autos der Zukunft besteht kein Zweifel, dass die auf der CES vertretenen Branchen ihr Geld vor allem mit mobilen Endgeräten verdienen. Das sagte auch Steve Koenig von der Consumer Electronics Association (CEA), dem Ausrichter der CES. Die CEA geht für das laufende Jahr davon aus, dass Smartphones und Tablets für 46 Prozent des gesamten weltweiten Umsatzes mit Konsumelektronik verantwortlich sein werden. 2014 setzte die gesamte Branche etwas über eine Billion Dollar um.
Globales Smartphone-Absatz-Plus weiterhin zweistellig
Den Schätzungen zufolge könnten im laufenden Jahr 1,5 Milliarden Smartphones verkauft werden – 19 Prozent mehr als 2014. Erwarteter Umsatz: mehr als 400 Milliarden US-Dollar. Ein Teil davon dürfte auf die in Las Vegas vorgestellten neuen Modelle entfallen. Dabei fehlte zwar das von vielen erwartete Galaxy S6 von Samsung, aber andere Hersteller hatten einiges im Gepäck. LG etwa eine neue Version seines leicht gewölbten Geräts – das G Flex 2. Asus führte das Zenfone 2 und das Zenfone Zoom vor. Mit dem Kodakt IM5 gab es außerdem das erste Handy der Marke Kodak. Und sogar der Altmeister Nokia war mit einem neuen Gerät vertreten, dem Nokia 215. Dabei handelt es sich allerdings nicht um ein Smartphone, sondern um ein gerade mal 79 Gramm schweres Einfach-Handy. Es ist weder UMTS- noch LTE-fähig, soll dafür aber schon für 39 Euro zu haben sein.
Neue Smartwatches
Während Smartphones boomen, warten die Hersteller bei Smartwatches und anderen Wearables noch auf den endgültigen Durchbruch. Dabei läuft die Weiterentwicklung der Modelle auf Hochtouren. Sony etwa zeigte in Las Vegas eine Edelstahlversion seiner Smartwatch 3. Samsung hatte die Smartwatch Gear S dabei, deren hochwertige Display-Optik gelobt wurde. Dank eigener SIM-Karte lässt sich diese „Uhr“ auch ohne Smartphone-Anbindung im Mobilfunknetz nutzen. Lenovo führte bei seinem Vibe Band VB10 die stromsparende E-Ink-Anzeigetechnik vor. Alcatel wiederum präsentierte eine Watch, die sowohl mit Android- als auch mit Apple-Smartphones kommunizieren kann.
Smarte Apps fürs Kaffeekochen, Fiebermessen und Blumengießen
Von Google kam die Ankündigung, den Dienst Google Cast ausweiten zu wollen. Künftig soll man damit Musik vom Smartphone oder Tablet direkt auf vernetzte Musikanlagen oder Lautsprecher übertragen können. Die zunehmende Vernetzung in den eigenen vier Wänden beflügelt naturgemäß auch die App-Entwickler. Mobile Fernsteuerungssysteme, etwa für Rollläden, Fenster, Türen, Lampen oder Heizungen sollen im künftigen Smart Home ebenso selbstverständlich werden wie internetbasierte Sicherheitstechnik oder auch Assistenzsysteme für Kranke und Senioren. Der Anbieter Brio etwa zeigte auf der CES Sensoren, die wahlweise Wasser, CO2 oder Rauch messen und beim Überschreiten von Grenzwerten Alarm auf einer Smartphone-App auslösen. Parrot aus Frankreich zeigte, wie man per App seine Zimmerpflanzen bedarfsgerecht bewässern kann. Und die Firma Smarter aus London stellte eine ans Internet anschließbare Kaffeemaschine vor, die man per App bequem starten kann, während man noch im Bett liegt.
Eine Neuheit aus dem mobile-Health-Gebiet stammt von Blue Spark Technologies. Das Unternehmen aus Ohio präsentierte das Fieberthermometer TempTraq, das im Zehnsekundentakt unter dem Arm die Temperatur erfasst – und auf Wunsch an ein Smartphone übermittelt. Eltern könnten damit ohne viel Aufwand den Fieberverlauf ihrer Kinder verfolgen, so der Hersteller. Aber auch für den Outdoor-Bereich nimmt das App-Angebot zu: Von Cerevo aus Japan etwa stammt ein Sensor-App-Paket, mit dem Snowboarder ihre Fahrten aufzeichnen und auswerten können.
Ein bisschen ging es in Las Vegas auch um Netztechnik. So kündigte der Ausrüster Ericsson an, die Indoor-Versorgung mit LTE durch einen technischen Kniff verbessern zu wollen. Konkret sollen dabei klassische LTE-Frequenzen mit Frequenzen aus dem WLAN-Bereich um 5 Gigahertz gebündelt werden. Die LTE-Kapazitäten würden dadurch deutlich gesteigert, ohne die WLAN-Versorgung wesentlich zu beeinträchtigen, betonte Ericsson.
Immer wieder bahnbrechende Innovationen auf der CES
Die CES reklamiert für sich, ein Ort zu sein, auf dem viele innovative Technikprodukte erstmals öffentlich vorgestellt worden seien. Das galt zum Beispiel für CD und DVD (1981 bzw. 1996) ebenso wie etwa für das Internetfernsehen (2005) oder die Tablet-Computer (2010). Von welcher der in diesem Jahr präsentierten Produkte wir das eines Tages auch sagen werden, muss die Zukunft zeigen. Gut möglich, dass es die selbstfahrenden Autos sein werden.
Die CES fand erstmals 1967 in New York statt. Später wurde sie eine Zeitlang zweimal jährlich und dabei abwechselnd in Las Vegas und Chicago ausgerichtet. 1995 wurde daraus eine jährliche Veranstaltung – und die größte Stadt Nevadas zum alleinigen Veranstaltungsort. Mit über 3.000 Ausstellern und mehr als 150.000 Fachbesuchern zählt die Messe zu den weltweit führenden ihrer Art.