Rachel Whetstone, Senior Vice President Communications and Public Policy von Google, sprach am Abend des 06. Februars anlässlich der Münchner Sicherheitskonferenz MSC im Bayerischen Landtag im Rahmen der Veranstaltung “Cyber Security Quo Vadis”.
Rachel Whetstones Rede in ihrem kompletten Wortlaut
(deutsche Übersetzung; es gilt das gesprochene Wort)
Vielen Dank, dass Sie mich heute hierher eingeladen haben. Es ist eine große Ehre am heutigen Nachmittag hier bei Ihnen zu sein, in einem deutschen Bundesland, in dem Innovation eine lange Geschichte hat – mit vielen Champions aus dem Mittelstand genauso wie mit Siemens, Audi, BMW, Adidas –, und in einer Stadt, die für Google immer ein wunderbarer Partner gewesen ist.
Nicht weit von hier haben wir mit der Bayerischen Staatsbibliothek unser erstes großes Buchdigitalisierungsprojekt unterzeichnet. Oberstaufen im Allgäu war die erste Gemeinde in Deutschland, die bei Street View zu sehen war. Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer war der erste Politiker, der ein Live-Interview auf YouTube gegeben hat. Und auch das Modell einer Lokomotive, das im Steinernen Saal des Maximilianeums ausgestellt ist, zeigt eine uns gemeinsame Begeisterung für Technologie und einen erwartungsfrohen Blick in die Zukunft.
Glücklicherweise wird dies eine Zukunft mit weiteren Investitionen in das Land Bayern sein. Unser neues Entwicklungs-Center hier in München wird das neue Zuhause für mehrere Hundert Mitarbeiter – zusätzlich zu den dreihundert, die bereits hier leben. Passenderweise befindet sich das neue Entwicklungs-Center unweit der Hackerbrücke – wir werden aber wohl trotzdem kein zusätzliches Sicherheitspersonal einstellen. Darüber hinaus arbeiten wir mit den lokalen Industrie- und Handelskammern in Bayern zusammen, um die deutsche Exportwirtschaft über das Internet weiter zu stärken.
Ich muss Ihnen gestehen, dass ich ein wenig aufgeregt bin. US-amerikanische Technologieunternehmen stehen aktuell im Mittelpunkt der politischen Debatte in Europa – nicht immer aus berechtigten Gründen. Aber offen gesagt ist manche Kritik auch angebracht. Der eigene Erfolg ist der Branche zuweilen etwas zu Kopf gestiegen.
Davon ausgehend möchte ich heute über drei wichtige Probleme sprechen, denen wir alle uns aktuell gegenübersehen:
- Erstens: staatliche Überwachung und die Rolle von Technologieunternehmen in der Verbrechens- und Terrorismusbekämpfung.
- Zweitens: die zunehmende Notwendigkeit, persönliche Daten im Internet zu schützen.
- Drittens: Datenschutz im digitalen Zeitalter
Das sind komplexe Themen, die ich in angemessener Weise adressieren möchte – daher bitte ich Sie um Nachsicht, wenn ich sogleich auch auf Details zu sprechen komme.
Staatliche Überwachung
Eine der grundlegenden Aufgaben eines jeden Staates ist der Schutz der Bürger. Schon immer gilt, dass Technologie sowohl für Gutes als auch für Schlechtes eingesetzt werden kann. Seitdem der Mensch das Feuer entdeckt hat, gibt es auch Brandstiftung. Und heute werden die Technologien, die wir alle nutzen, um Informationen zu finden oder mit Freunden und Familie zu kommunizieren, auch von einer kriminellen Minderheit für ihre eigenen Zwecke missbraucht.
Deshalb stehen Unternehmen wie Google in der Verantwortung, mit den Strafverfolgungsbehörden zusammenzuarbeiten. Und das tun wir auch – so geben wir an die Strafverfolgungsbehörden im Rahmen von Verbrechens- und Terrorismusuntersuchungen Account-Informationen und Inhalte privater Kommunikation, wie beispielsweise E-Mails, weiter.
- Google erhielt z. B. in der ersten Jahreshälfte 2010 knapp 15.000 behördliche Ersuchen zur Herausgabe von Nutzerdaten. 2014 war diese Zahl bereits auf knapp 35.000 gestiegen.
- Wir prüfen jedes Ersuchen sehr sorgfältig und kommen ihnen in der Mehrzahl dieser Fälle – mehr als 65 Prozent – nach.
Sie fragen sich vielleicht, warum wir nicht in allen Fällen den Ersuchen nachkommen? Nun, wir sind natürlich ebenso unseren Nutzern verpflichtet. Wenn jemand bei Google ein E-Mail-Konto einrichtet, vertraut diese Person uns, dass wir ihre Informationen geheim halten. Deshalb müssen wir uns versichern, dass die Ersuchen der Strafverfolgungsbehörden – und vergessen Sie nicht, diese kommen aus der ganzen Welt – auch legitim sind, sich nicht gegen politische Aktivisten richten oder unangemessen weit gefasst sind. Und niemals erlauben wir, dass Regierungen sich einfach selbst bei unseren Nutzerdaten “bedienen”. Keine Regierung – auch nicht die der USA – hat durch eine wie auch immer geartete “Hintertür” Zugang zu Google oder Überwachungsanlagen in unseren Netzwerken installiert. Lassen Sie es mich noch einmal betonen: Die Regierung der Vereinigten Staaten hat keinen Zugang durch die “Hintertür” zu Google.
Auch deshalb ist Verschlüsselung wichtig, weil sie dafür sorgt, dass Regierungen sich an die rechtsstaatlichen Wege halten müssen. Es gibt keine andere Möglichkeit für sie, verschlüsselte Daten zu erhalten, außer sich in unsere System zu hacken oder einzelne Nutzer auszuspionieren – Probleme, auf die ich gleich noch eingehen werde. Tatsächlich war Gmail der erste E-Mail-Dienst, der standardmäßig verschlüsselt wurde. Und inzwischen verschlüsseln wir auch die Google-Suche, Google Maps und Drive (unseren Cloud-basierten Speicherdienst).
In den letzten Monaten haben einige Regierungen sich besorgt über die Dauer der Bearbeitungszeit von Ersuchen um Nutzerdaten gezeigt, die sie im Rahmen der Untersuchung von Verbrechen, der Verschlüsselung und Datenspeicherung und die Verwendung des Internets durch Terroristen stellen. Diese Sorgen sind durchaus verständlich, insbesondere in Anbetracht der schrecklichen Anschläge in Paris im vergangenen Monat und der barbarischen Ermordungen von Geiseln durch ISIS. Ich werde nacheinander auf jede einzelne dieser Sorgen eingehen. Lassen Sie mich zunächst über die Dauer der Bearbeitungszeit von Ersuchen um Nutzerdaten sprechen.
Wenn es sich um eine lebensbedrohliche Situation handelt, ist Google in der Lage, den Behörden innerhalb von Stunden Informationen zu liefern. Das ist in Anbetracht der gestiegenen Bedrohung durch Terroristen, der sich viele Regierungen gegenüber sehen, besonders wichtig. In den meisten anderen Situationen müssen Ersuchen der Strafverfolgungsbehörden – insbesondere um private Kommunikation wie z. B. Gmail – durch diplomatische Kanäle eingereicht werden, üblicherweise im Rahmen von Rechtshilfeabkommen.
Ein Beispiel: Wenn die US-Regierung von einem in Deutschland ansässigen Unternehmen Nutzerdaten erhalten möchte – sagen wir von GMX oder Xing – wendet sie sich an die deutsche Regierung. Das Gleiche gilt, wenn die deutsche Regierung ein US-amerikanisches Unternehmen wie Google um Informationen ersuchen möchte. Dadurch werden zusätzliche Kontrollen und ein Ausgleich geschaffen, die einen möglichen Missbrauch verhindern.
Doch die Abläufe der Rechtshilfeabkommen sind zu langsam, zu kompliziert und müssen reformiert werden. Es würde allen viel Zeit sparen, wenn wir Papier, Faxgeräte und Diplomatenpost hinter uns lassen und stattdessen schnell und einfach zu bearbeitende Web-Formulare nutzen könnten. Europa ist in diesem Bereich Vorreiter. Und die USA sollten diesem Beispiel folgen.
Aber auch nach einer Reform wird es eine gewisse zwischenstaatliche Aufsicht geben müssen. Wenn Regierung “X” um Informationen über die eigenen Bürger ersucht, ist das eine Sache. Wenn sie jedoch nach Informationen der Bürger eines Landes “Y” fragt, sollte dieses Land ebenfalls ein Mitspracherecht erhalten. Das wird immer einige Zeit in Anspruch nehmen.
Als nächstes möchte ich auf die Sorgen der Regierungen über Verschlüsselung und Datenlöschung zu sprechen kommen, die behördliche Untersuchungen von Verbrechen erschweren können. Verschlüsselung führt offensichtlich dazu, dass Behörden mit ihren Ersuchen an Google herantreten müssen – und nicht den Weg über einen Dritten wie zum Beispiel einen Telekommunikationsanbieter gehen können.
Bei Daten, die auf Handys und Laptops selbst gespeichert sind, haben die Nutzer die entsprechenden Schlüssel, nicht aber Google. Menschen haben nun einmal sensible Sachen auf diesen Geräten, insofern ist es wichtig, sie abzusichern. Sie sind sozusagen das moderne Äquivalent eines Tresors mit Zahlenschloss, in dem man sensible Dokumente aufbewahrt.
Das bringt mich zu einem wichtigen Aspekt der Verschlüsselung. Diese schützt auch vor Hackern, die versuchen, sensible Daten wie Bank- und Kreditkarteninformationen zu stehlen. Bedenkt man, dass die meisten Menschen das Internet aus den Gründen nutzen, für die es erdacht wurde, sollten wir nicht in Kauf nehmen, die Sicherheit und den Datenschutz für die Mehrheit zu schwächen, um eine Minderheit, die dies nicht tut, zu verfolgen.
Gleiches gilt für das Löschen von Daten. Nehmen Sie zum Beispiel Snapchat, eine sehr populäre neue Messaging App. Snapchat löscht automatisch Fotos und Videos, nachdem sie mit anderen geteilt wurden. Hier geht es um das ultimative Recht auf Vergessenwerden von Millionen junger Menschen, die diesen Dienst tagtäglich nutzen. Das ist begrüßenswert.
Und schließlich möchte ich auf Terrorismus zu sprechen kommen. Wir alle blicken mit Entsetzen auf den IS und wie er die Medien nutzt, um Propaganda zu verbreiten. Wir sind uns unserer Verantwortung bei YouTube mehr als bewusst.
- Allein im vergangenen Jahr haben wir 14 Millionen Videos – ich betone: 14 Millionen Videos – entfernt, weil sie gegen YouTubes Richtlinien verstießen, die sinnlose Gewalt, Anstiftung zu Gewalttaten und Hassbotschaften verbieten.
- Jeder Account einer Terrorgruppe wird automatisch gelöscht, und die Kontoinformationen werden an die Behörden übergeben.
- Wir erlauben den Strafverfolgungsbehörden, z. B. dem britischen Home Office, Videos mit terroristischen Inhalten zu melden. Wir prüfen diese mit höherer Priorität und entfernen diese gegebenenfalls. Gerne möchten wir mit Strafverfolgungsbehörden in anderen Ländern in ähnlicher Weise zusammenarbeiten.
- Und wir arbeiten mit Dutzenden Nichtregierungsorganisationen zusammen, um gefährdeten jungen Menschen durch das Aufzeigen alternativer Sichtweisen zu helfen.
Natürlich kann immer noch mehr getan werden. Wir nehmen Ihre Ideen und Ihr Feedback gern entgegen.
In den vergangenen drei Jahren, zunächst ausgelöst durch Edward Snowden und heute durch ISIS, haben wir erlebt, wie sich die politische Debatte über den Zugang zu Informationen durch Regierungen von einem Ende des Spektrums zum anderen gedreht hat. Tatsächlich wurde die Verschlüsselungskampagne in weiten Teilen durch Snowdens Enthüllungen ausgelöst, die ein skandalöses Verhalten auf Seiten der US-Regierung offenlegten. Der Vormarsch des ISIS führt jetzt dazu, dass einige Regierungen Verschlüsselung als solche hinterfragen und eine verstärkte Datenspeicherung verlangen. Die Lösung liegt, so denken wir, in einer grundsatzorientierten aber praktikablen Herangehensweise, einer Herangehensweise, die einer wahllosen Überwachung Grenzen setzt, rechtmäßige Bemühungen der Strafverfolgungsbehörden unterstützt und dabei Datenschutz und Sicherheit der Menschen respektiert.
Datenschutz und Sicherheit persönlicher Daten
Was mich zu meinem nächsten Thema bringt: dem Schutz persönlicher Daten im Internet. Auf viele Arten sind Schutz der Privatsphäre und Sicherheit zwei Seiten derselben Medaille: Wenn Ihre Daten nicht geschützt sind, bleiben sie auch nicht privat, wie die Hacker-Angriffe auf Prominente im vergangenen Jahr gezeigt haben. Auch wenn diese Angriffe gegen Hollywood gerichtet waren, hätte es genauso gut Sie oder mich treffen können. Es überrascht daher nicht, dass eine aktuelle Umfrage von Gallup gezeigt hat, dass sich mehr Menschen in den USA vor einem Online-Datendiebstahl fürchten als davor, dass in ihr Haus eingebrochen werden könnte.
In den vergangenen vier Jahren ist es uns gelungen, die Zahl der gehackten Google-Konten zu halbieren. So blockieren wir verdächtige Anmeldeversuche, zum Beispiel, wenn sie von einem unüblichen Gerät oder Ort stammen. Wenn Sie schon einmal im Ausland eine E-Mail erhalten haben, in der ein kürzlich erfolgter Anmeldeversuch hinterfragt wurde, dann stammt diese Mail von Google als Maßnahme, Ihre Daten zu schützen. Wir bieten außerdem eine Zwei-Faktor-Authentifizierung, damit sich die Menschen beim Schutz ihrer Daten nicht mehr nur auf ihr Passwort verlassen müssen. Stattdessen bestätigen sie ihre Identität nicht nur mit einem Passwort, sondern auch über einen Code, der von ihrem Telefon oder einem USB-Gerät erzeugt wird. Wenn Sie heute hier sind und noch keine Zwei-Faktor-Authentifizierung nutzen, sollten Sie dies unbedingt nachholen. Sprechen Sie am besten gleich mit Dr. Wieland Holfelder, dem Leiter unseres Entwicklungszentrums hier in München.
Aufgrund unserer Größe werden wir in Europa sehr genau beobachtet. Doch es ist eben gerade die Größe, die es Google ermöglicht, viel in Sicherheit zu investieren. Dies wiederum kommt unseren Nutzer genauso wie dem Internet insgesamt zu Gute. Unsere Technologie “Safe Browsing” beispielsweise identifiziert Webseiten, die Passwörter stehlen oder Malware enthalten. Bei der Verwendung von Chrome zeigen wir gut sichtbare Warnungen an – 20 Millionen Hinweise jede Woche –, wenn Sie versuchen, eine Web-Page mit schädlichen Inhalten zu besuchen. Und da wir diese Informationen offen zur Verfügung stellen, werden sie auch von Apples Safari und Mozillas Firefox genutzt. Das hilft, mehr als eine Milliarde Menschen auf der ganzen Welt zu schützen.
Und wir tun noch mehr, die Dinge voranzubringen: Zum Beispiel erhalten inzwischen verschlüsselte Websites in unseren Suchergebnissen einen etwas höheren Rang. So möchten wir alle dazu ermutigen, ihre Dienste zu verschlüsseln. Und jedes Unternehmen kann von Googles Kompetenz in Sicherheitsfragen profitieren, wenn es unsere Dienste Gmail und Drive für Unternehmenskunden nutzt. Die Tatsache, dass wir 500 Sicherheits- und Datenschutzexperten beschäftigen, bedeutet für diese Unternehmen, dass sie darauf verzichten können.
Angriffe auf Unternehmen nehmen zu – und sie sind ein Beleg für die vernetzte Natur des Internets. Der Hacker-Angriff auf Sony beispielsweise hat nicht nur deren eigene Mitarbeiter Gefahren ausgesetzt, sondern auch die Pläne des Geschäftsführers eines wichtigen Technologieunternehmens offengelegt. Diese Art komplexer Verwicklungen ist der Grund, warum die Sicherheit ein gemeinsames Ziel sein sollte, auf das Unternehmen gemeinsam mit Regierungen hinarbeiten.
Im Jahr 2010 legte Google offen, dass wir einem erheblichen Cyberangriff aus China ausgesetzt waren. Damals überraschte es uns, dass so wenige der anderen betroffenen Unternehmen bereit waren, öffentlich darüber zu sprechen. Verständlicherweise waren sie besorgt, dass sie dadurch Kunden verschrecken, Klagen provozieren oder Investoren abschrecken könnten. Und so sehen es viele Unternehmen auch heute noch.
Wenn einzelne Unternehmen Angriffe geheim halten, wird es für andere Unternehmen unter Umständen schwieriger, die eigenen Verteidigungsmaßnahmen zu verbessern. Deshalb sollten wir alle Best Practices und die Bedrohungen, denen wir ausgesetzt sind, miteinander teilen. Wir glauben auch, dass Regierungen mehr Bereitschaft zeigen könnten, Informationen zur Internetsicherheit, über die sie verfügen, zu teilen, damit alle sich besser schützen können. Solche Informationen sickern häufig nur sehr langsam durch, nicht zuletzt, weil ihre Geheimhaltung zu hoch eingestuft wird. Wir sind alle stärker, wenn die Sicherheit als eine gemeinsame Verantwortung verstanden wird.
Privatsphäre und Vertrauen
Abschließend zum Schutz der Privatsphäre: Ich möchte zunächst klar sagen, dass Google hier nicht immer alles richtig gemacht hat. Dabei geht es nicht nur um die Fehler, die wir gemacht haben – wie zum Beispiel der irrtümlichen Sammlung von WLAN-Daten –, sondern auch um unsere Einstellung. Das waren für uns harte Lektionen. Aber: Beispielsweise die schnelle Umsetzung des so genannten “Rechts auf Vergessenwerden” hat gezeigt, dass wir unsere Lektionen tatsächlich gelernt haben.
Unter Privatsphäre verstehen viele etwas anderes – je nach Persönlichkeit und Situation. So teile ich vielleicht Fotos lieber nur mit Familie und Freunden, während andere kein Problem damit haben, ihre Fotos im Internet zu posten. Für mich ist es in Ordnung, wenn meine Freunde einmal geteilte Fotos für immer behalten. Andere wollen, dass die Fotos kurz darauf verschwinden.
Unsere Privatsphäre steht in engem Zusammenhang mit der Wahrnehmung unserer persönlichen Identität. Es gibt hier keine Lösung, die für alle gleichermaßen passt. Deshalb möchten die Menschen die Informationen, die sie teilen, selbst kontrollieren und auch über die Dienste, die sie nutzen, selbst entscheiden. Und darauf konzentrieren wir uns bei Google.
Wenn wir Informationen darüber, wonach jemand gesucht hat, speichern, können wir die Suchergebnisse mit der Zeit verbessern. Aber wenn Sie lieber suchen möchten, ohne dass Ihre Suchanfragen gespeichert bleiben, deaktivieren Sie einfach den Suchverlauf. Das ist ganz einfach. Wenn Google den Standort eines Nutzers kennt, können wir Wegbeschreibungen erstellen, ohne dass der Ausgangspunkt eingegeben werden muss. Das ist besonders für Leute wie mich nützlich, die auf dem Handy nicht so gut tippen können. Aber auch die Erfassung Ihres Standortes können Sie jederzeit deaktivieren.
Außerdem können Sie alle Informationen, die Google gespeichert hat, so wie Ihre Datenschutzeinstellung an einem zentralen Ort einsehen: Ihrem Dashboard. Dieses wurde übrigens hier in München von unseren deutschen Ingenieuren entwickelt. Die Menschen nutzen diese Tools und verstehen die Entscheidungen, die sie treffen. Zehn Millionen Menschen prüfen jede Woche ihre Einstellungen in der “Account History” und führen mehr als 2,5 Millionen Änderungen durch. Dabei werden Einstellungen ebenso häufig aktiviert wie deaktiviert.
Wir sind auch stolz darauf, dass man Google einfach und problemlos verlassen kann. Die Portabilität von Daten ist wichtig. Deshalb haben wir ein Tool für den Datenexport entwickelt, mit dessen Hilfe man von Google gespeicherte Daten exportieren, entfernen und anderswo nutzen kann. Wir möchten, dass die Menschen unsere Dienste nutzen, weil sie ihnen gefallen, und nicht weil wir ihre Daten in “Geiselhaft” nehmen.
Einige von Ihnen denken jetzt sicher: “Moment mal – Google sammelt doch all diese Daten, um mir Werbeanzeigen zu präsentieren.” Tatsächlich stimmt das nicht. Der Großteil der Daten, die wir sammeln, wird verwendet, um unsere Dienste zu verbessern. So speichern wir beispielsweise Hunderte Millionen E-Mails, weil Hunderte Millionen Menschen auf der Welt unbegrenzten Speicherplatz wollen. Gmail ist zu ihrem digitalen Archiv geworden, und sie lieben es. Tatsächlich benötigen wir für unser Kerngeschäft – unsere Google Suchanzeigen – fast keine persönlichen Informationen. Wenn Sie in die Google-Suche „Blumen“ eingeben, dann suchen Sie vermutlich nach … Blumen! Man muss nicht unbedingt ein Genie sein und braucht auch keine Unmenge von Daten, um das herauszufinden.
Ja, es stimmt, die meisten unserer Dienste werden durch Werbung finanziert. Doch wir sehen das positiv. Denn Werbung ermöglicht es uns, unsere Produkte allen kostenlos anzubieten. Ohne Werbung hätten die Ärmsten der Welt keinen Zugang zu den gleichen Suchergebnissen, den gleichen Karten, den gleichen Übersetzungstools und dem gleichen E-Mail-Dienst wie alle anderen. Und man muss wissen, dass wir, obwohl wir im Geschäft mit Werbung tätig sind, die persönlichen Informationen unserer Nutzer nicht verkaufen. Lassen Sie mich das wiederholen: Wir verkaufen keine persönlichen Informationen unserer Nutzer. Wir geben sie ebenfalls nicht ohne Einwilligung der Nutzer weiter – außer unter sehr eingeschränkten Umständen wie im Falle von berechtigten behördlichen Ersuchen.
Einige Menschen argumentieren, dass die Datensammlung durch Google sich nicht von staatlicher Überwachung unterscheidet. „Google verfügt über die Daten, warum also sollten wir diese nicht auch haben?“ Dies ist ein Argument, das von vielen Geheimdiensten in der Presse vorgebracht wird. Doch wir sind der Meinung, dass es einen wichtigen Unterschied gibt. Staatliche Überwachungsorgane verwenden Daten, die zu einem vollkommen anderen Zweck erhoben wurden. Die Überwachung erfolgt heimlich. Die Zielpersonen der Überwachung wissen nicht, dass ihre Daten gesammelt werden. Und sie können die Sammlung weder stoppen noch kontrollieren. Im Gegensatz dazu sammelt Google Daten, um unsere Dienste bereitzustellen und zu verbessern. Und wir geben unseren Nutzern die Möglichkeit, die Sammlung ihrer Daten zu kontrollieren oder zu stoppen oder unsere Dienste gar nicht mehr zu nutzen.
Ich habe die Geschichte dieses Gebäudes gelesen. Ich war erstaunt darüber, wie lange es gedauert hat, es zu errichten. König Maximilian begann den Bau im Jahr 1857. Doch er wurde erst im Jahr 1874, also 17 Jahre später, fertiggestellt. Mitten während der Bauarbeiten musste der architektonische Stil geändert werden, um das Gebäude dem Zeitgeist anzupassen.
In diesen 17 Jahren wurden der Ottomotor, die Nähmaschine und die Schreibmaschine erfunden. Darwin schrieb „Über die Entstehung der Arten“ und Mendelejew entwickelte das Periodensystem. Das waren wirklich eindrucksvolle 17 Jahre. Die Technologie entwickelte sich schon damals schnell weiter – wahrscheinlich schneller, als es den Menschen lieb war.
Genauso konnte noch vor 17 Jahren niemand die Fotos seiner Kinder unmittelbar mit Freunden teilen … oder mit jedem auf der Welt sprechen, ganz egal wo. Die Vorstellung, kein Festnetztelefon mehr zu haben, schien absurd.
Mein Punkt ist: Heute, genau wie in den 1850er Jahren, schreitet die Entwicklung in der Technologie schnell voran. Sie verändert die Art und Weise, wie wir leben. Sie wirft ständig neue Fragen auf. Und genauso wie damals müssen viele von uns zusammenarbeiten, um die richtigen Antworten zu finden. Wir bei Google freuen uns darauf, mit Ihnen gemeinsam daran zu arbeiten. Dieses Gebäude wurde in tief verankertem Optimismus gebaut, was die Möglichkeiten von Wissenschaft und Technik angeht, Leben zu verbessern. Dieser Optimismus ist Teil Ihrer Geschichte. Er ist Teil Ihrer DNA. Und diesen Optimismus teilt Google mit Ihnen.
Vielen Dank!