Noch vor einigen Jahren wurden Bildgebungstechnologien wie die Magnetresonanztomografie (MRT) ausschließlich zu rein diagnostischen Zwecken eingesetzt. Aufgrund intensiver Forschung können MRT-Systeme mittlerweile zunehmend in Kombination mit modernen Therapietechniken auch zur Verbesserung von therapeutischen Verfahren eingesetzt werden. Die Forschungsergebnisse bringen tiefgreifende Neuerungen – insbesondere in der Krebstherapie – mit sich. Wie durch die neuen Ansätze Nebenwirkungen reduziert, Behandlungserfolge schneller erkannt und Patienten individueller behandelt werden sollen, referierten Experten im Rahmen des Philips Forschungspressegespräch anlässlich des 95. Deutschen Röntgenkongress 2014 in Hamburg.
Hochfokussierter Ultraschall im Einsatz mit MRT
Eine der modernsten Therapieformen zur Behandlung von Myomen ist das MR-HIFU-Verfahren. Die bei Frauen häufig auftretenden Gebärmuttermyome sind meistens harmlos, können aber ab einer bestimmte Größe oder bei ungünstiger Lage zu Schmerzen, Menstruationsstörungen oder sogar Unfruchtbarkeit führen. Dank der Kombination aus hochfokussiertem Ultraschall und MRT-Bildgebung lassen sich die Myome mittlerweile in einem ambulanten, nicht invasiven Eingriff gezielt beseitigen. Das betroffene Gewebe wird durch die Ultraschallwellen erhitzt und stirbt ab. Das bedeutet für die Patientin ein geringeres Risiko und eine schnellere Genesung, da der operative Eingriff entfällt. Philips und seine internationalen klinischen Partner arbeiten daran, dass diese Technologie zukünftig auch bei der Behandlung von Knochenmetastasen oder anderer Krebstumoren als Alternative zu herkömmlichen Behandlungsformen eingesetzt werden kann.
Schonendere Behandlung mittels MRT-geführter minimal-invasiver Eingriffe
Die kontraststarke Darstellung von Weichteilen und die bildliche Darstellung von Körperfunktionen (Durchblutung, Sauerstoffgehalt) bei hoher Detailgenauigkeit ohne den Einsatz von belastender Strahlung sind anerkannte Stärken der Magnetresonanztomographie und heutzutage in der Klinik unverzichtbar. Über die reine Diagnostik entwickelt sich die MRT seit einiger Zeit zunehmend auch zu einem wichtigen Hilfsmittel bei der zielgenauen Anwendung interventioneller und minimal-invasiver Behandlungsmethoden. Diese bieten im Vergleich zu offenen Operationen gleich mehrere Vorteile: Das Risiko von Komplikationen ist geringer, Nebenwirkungen treten seltener auf und Patienten genesen schneller. Philips forscht gemeinsam mit der Universität Magdeburg seit 2009 an den Einsatzmöglichkeiten von Echtzeit-MRT zur Unterstützung während minimal-invasiver Eingriffe. „Mit Hilfe der MRT-Bildgebung können Instrumente während eines Eingriffes sehr präzise im Körper des Patienten lokalisiert und navigiert werden – dies macht Eingriffe noch sicherer“, erklärte Priv.-Doz. Dr. med. Katharina Fischbach, Oberärztin an der Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin der Otto-von-Guericke-Universität in Magdeburg. „Wir sehen ein großes Potential in dieser Technologie mit einem deutlichen Mehrwert für den Patienten, deswegen forschen wir so intensiv mit Philips als Industrie-Partner an der Weiterentwicklung dieser Technologien.“ Dank Echtzeit-MRT könnten minimal-invasive Verfahren zukünftig für ein breites Therapiespektrum angewendet werden.
Therapieerfolge früher erkennen
Philips arbeitet derzeit an neuen Verfahren in der sogenannten quantitativen MRT-Bildgebung, die schon nach wenigen Tagen sichtbar machen können, ob eine Chemo- oder Strahlentherapie die erhoffte Wirkung zeigt. Letzteres lässt sich heute oft erst nach Wochen nachweisen – beispielsweise durch einen kleiner werdenden Tumor. Für den Patienten bedeuten die neuen Verfahren eine Aussicht auf eine schonendere Krebsbehandlung. Die MRT als Bildgebungstechnologie kann damit auf völlig neue Weise in die Behandlungsplanung miteinbezogen und das Ansprechen des Patienten auf jeweilige Verfahren beurteilt werden – ein wichtiger Schritt in Richtung personalisierte Medizin.
Neue Möglichkeiten in der Strahlentherapie
Auch in der Tumorbehandlung bietet Echtzeit-MRT enormes Potential: Üblicherweise wird während einer Strahlentherapie immer ein Teil des umliegenden gesunden Gewebes bestrahlt. Dies stellt sicher, dass der gesamte Tumor behandelt wird. Lässt sich das bösartige Zellgewebe genau erfassen, kann es auch präziser bestrahlt und gesundes Gewebe geschont werden. In Zusammenarbeit mit dem Medizinischen Zentrum der Universität Utrecht und Elekta, dem führenden Hersteller von Strahlentherapie-Lösungen, entstand daher ein hochinnovativer Geräte-Prototyp für die bildgeführte Strahlentherapie: Dieser stellt während der Therapie das Tumorgewebe mittels MRT in Echtzeit dar – und ermöglicht so eine zielgenauere Bestrahlung. Ziel ist es Tumore erfolgreich zu bekämpfen und umliegendes Gewebe bestmöglich zu schonen. Damit ist der Grundstein für ein Verfahren gelegt, das die Krebsmedizin zukünftig revolutionieren könnte.